DAS WATTEBAUSCH-PRINZIP


Immer wieder höre ich, dass das Wattebauschprinzip nicht funktionieren kann  weil Hunde eine starke Hand brauchen.
Gewaltfreie Erziehung basiert auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen der letzten Jahrzehnte. Neurologische Abläufe im Gehirn, Stress und Stressverhalten, biologische Ablaufstrukturen, klassische und operante Konditionierung, das Formen oder das Einfangen von Verhalten, die Ausdrucksstrukturen, positive Verstärkung  und vieles mehr wurden und werden immer noch erforscht.

Hunde kommunizieren über Körpersprache - von der Nase bis hin zur Schwanzspitze - und sie tun das immer. Die großen oder kleinen Feinheiten vom Körper, welche am Ausdruck beteiligt sind, gilt es zu erkennen - zu beachten und zu verstehen. Schon eine kleine Einführung von mir reicht und du erkennst - dein HUND SPRICHT.

Gut, sagt man sich, aber das ersetzt nicht die starke Hand.... und ich sage: Doch! Wenn Mensch und Hund auf einer Ebene kommunizieren können braucht es keine strenge Hand mehr, weil gegenseitiges Verständnis und  Respekt voreinander von sich selbst aus zu einer starken Bindung führen. 
Und dies ist völlig unabhängig von der Rasse des Hundes. Ob Bullmastiff, Golden Retriever, Sheltie oder Malteser....   

Lernen über positive Verstärkung ist nachweislich nachhaltiger und effektiver als andere Lernmethoden. Die Belohnungen (richtig wäre eigentlich "Verstärker") müssen auch nicht zwangsläufig Futter oder Leckerlis sein, sondern alles was der Hund gerne macht. Spielen - toben - schnüffeln - buddeln, sein Spielzeug herumtragen oder, oder, oder...... 
Der Phantasie für Belohnungsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. 

Und ganz ehrlich:  
Die Verwendung des Wortes "Wattebauschwerfer" drückt mehr über denjenigen aus, der es verwendet, als über den, für den es gedacht ist..... 



Hundeprofis - 

Dogtrainer & Co

Natürlich beschäftige ich mich auch mit Trainingsmethoden von anderen, und mehr oder weniger "prominenten" Hundetrainern. 
Die meisten von ihnen glänzen mit kynologischem Fachwissen, trainieren "gewaltfrei" und versprechen innerhalb kürzester Zeit einen Hund "den du nicht wiedererkennst". (das glaube ich sogar....)
Aussagen wie "Ein wenig Stress im Training schadet keinem Hund" oder "Ich zeige dir wie du zum Alpha wirst" oder "Ab sofort übernimmst Du die Führung" lassen schon Rückschlüsse auf die Art der Erziehung ziehen.
Gefährliches Halbwissen, fragwürdige Theorien Einzelner gepaart mit dem Wunsch des Hundehalters schnelle Erfolge zu erzielen, führen meist von einer Katastrophe in die nächste.

Und genau das gilt es zu vermeiden......



Mythen und Märchen


Eigentlich ist es unfassbar, dass es auch heute noch Menschen gibt welche z.B. an der "Dominanztheorie" festhalten. Beleuchten wir einige davon näher:

"Wenn der Hund den Kopf auf deinen Fuß legt"....

Geniesse diesen Augenblick des Vertrauens. Ein Hund der dir nicht vertraut sucht keinen Körperkontakt zu dir....
 

"Der Hund soll nicht denken sondern Befehle befolgen...."  

 Im Alltag bringt es viele Vorteile mit sich, wenn der Hund das Denken und Problemlösen gewöhnt ist. Selbstständige Kopfarbeit hat einen hohen Auslastungseffekt - und ausgelastete Hunde sind meist auch artigere Hunde....     

"Hunde werden schon aggressiv geboren"

Aggression ist eine Verhaltensstrategie und wird erlernt. Kein Hund dieser Welt wird aggressiv geboren - vielmehr tragen die äußeren Bedingungen dazu bei wie sich ein Hund entwickelt....

"Hunde müssen in der Jugend lernen - 

ein alter Hund lernt nichts mehr"

Hunde lernen ihr Leben lang.
Wie sollten sie sich sonst ändernden Bedingungen anpassen können?



Dies sind nur einige wenige Beispiele.... es gibt leider viel zu viele davon...





Vor- und Nachteile althergebrachter Aversiver Erziehungsmethoden

Zugegeben: Wenn ich meinem Hund beibringe, dass es ihm Unbehagen oder gar Schmerzen bringt, wenn Befehle nicht akurat befolgt werden, lernt er das ziemlich schnell, die Nebenerscheinungen sind meist jedoch dramatisch.... 

Beispiel: Hund soll neben seinem Besitzer "bei Fuß" gehen. Hund riecht etwas spannendes bleibt kurz stehen - ZACK - an der Leine gerissen und schon läuft der Hund weiter. Hund sieht etwas interessantes, schaut kurz auf die Seite und wird langsamer - ZACK - an der Leine gerissen und von oben kommt ein Donnerwetter vom Besitzer.
Im günstigsten Fall lernt der Hund alles auszublenden....
(wobei ich Hundebesitzer kenne, die das "ZACK" schon jahrelang praktizieren ohne Aussicht auf Erfolg)
Wahrscheinlicher ist aber, dass er stattdessen in die Leine, in die Hose oder in die Schuhe des Besitzers beißt. (HUND SPRICHT!) Oder aber er fängt an, alles was er sieht und nicht erkunden kann, mit einem mehr oder weniger freundlichen "WUFF" zu kommentieren.   
 
Aber warum ist das so? 
Wie beschrieben kann sich kein Hund nicht nicht Verhalten. 
Das heißt, dass ein anderes Verhalten, als das nicht gewünschte, aufgebaut werden muss.
Wenn ich meinem Hund also beibringe, dass er für das "bei Fuß" gehen etwas tolles erlebt oder bekommt oder tun darf - wird er mir dafür das Verhalten zeigen, welches ich haben möchte. Vielmehr ist es so, dass sich der Hund freut für dich etwas tun zu dürfen womit du wiederum Freude hast!  Und ja! Dieser Weg kann auch ein langer und steiniger sein, aber das Ziel ist das gegenseitige Vertrauen, der Respekt und die Liebe zueinander.
Zudem: Hundetraining richtig erklärt und gelernt ist lehrreich und spannend zugleich!    


Die Qual der Wahl 

Leider ist in Österreich der Beruf als Hundetrainer/in ein freies Gewerbe. Das bedeutet, dass praktisch jeder der weiß, dass ein Hund ein Vorne und ein Hinten hat, zumeist 4 Beine welche bis zum Boden reichen und zusätzlich schon einmal einen gesehen hat, Hundetrainer/in sein kann. Dies widerum bedingt, dass es hierzulande ca. 8,6 Millionen Hundetrainer/innen gibt. (Die restlichen 200.000 interessieren sich nicht für Hunde....)

Persönlich unterzeichnete Zertifikate, Trainingsmethoden die einfach, schnell, sofort, harmlos, effektiv und eine Garantie zur Besserung bescheinigen, zählen leider zum Alltag (fast) jedes Hundebesitzers. Da muß die Führung übernommen, die Dominanz gebrochen, die natürliche Korrektur der Mütterhündin nachgeahmt, der Alpha herausgelassen, der Leinenruck geübt und vertieft werden, die Stellung im Rudel klargestellt werden - koste es was es wolle....

Doch warum ist das so? Nur die hohe Bereitschaft des Hundes sich dem Menschen unterzuordnen, bringt ihn in die missliche Lage, Gewalt in der Erziehung erfahren zu müssen. Niemals würde jemand versuchen, Katzenartigen ein "Bei Fuß" mit Leinenruck beizubringen, es sei denn, zerkratzte - zerbissene Körperteile bereiten demjenigen ein eigenes Vergnügen.

Praktisch jedes Säugetier lernt auf die gleiche Art und Weise. Würden wir hier in die Prähistorik abschweifen, müssten wir erkennen, dass sich das Gehirn von landlebenden Säugetieren schon vor Millionen von Jahren entwickelt hat, lange bevor der erste Mensch vom Baum stieg. Der Unterschied ergibt sich aus der weiteren Entwicklung. Doch die Grundstrukturen im Gehirn haben sich nicht wesentlich verändert. Emotionen wie Angst, Freude oder Trauer sind bei allen gleich. Und eben auch die Art Dinge zu lernen….

Nun setzen wir aber voraus, dass Hunde von Geburt an z. B. „bei Fuß“ laufen können. Doch auch diese scheinbar einfache Übung erfordert zu Beginn des Lernens beim Hund eine schier unglaubliche Leistung. Neben seinem Menschen, gleiche Richtung, dieselbe Geschwindigkeit, Umweltreize ausblenden, aufmerksam wegen Richtungswechsel und zusätzlich noch die Unvorhersagbarkeit was Mensch als nächstes macht…..

Und nun die Frage: wie haben wir das 1x1 gelernt? Haben wir gleich mit 9x8 begonnen…..?

Viele Hundetrainer/innen erkannten und erkennen, dass Verhalten positiv aufgebaut werden muß. Andere denken noch drüber nach und wieder andere werden es nie lernen.

Es gibt keinen einzigen Grund fragwürdige oder brutale Methoden in der Hundeerziehung einzusetzen weil man jedes Verhalten über positive Motivation erhalten kann…..

Erkundigt euch genau wie eure zukünftigen Trainer/innen arbeiten. Zum Wohle und zum Schutz für eure Hunde.

Die Qual der Wahl (Teil II)

Im ersten Teil gab ich euch den Rat bei der Wahl eures Hundetrainers auf die Ausbildungsmethode zu achten.

Aber was ist die „richtige“ Methode? Das ist eine Frage welche viele Kontroversen aufwirft, auf die es aber nur eine Antwort geben kann: Jede Art der Erziehung die Tierschutzkonform und dem österreichischen Tierschutzgesetz entspricht.


Das wiederum schließt aversive „Hilfsmittel“ wie Stachelhalsbänder, Korallenhalsbänder, alle Ketten und Halsbänder ohne Zugstop, elektrisierende oder chemische Dressurgeräte, kurz alles was dem Hund Schmerzen oder Angst zufügt, aus.
Leinenruck, Schläge, oder Tritte sind genauso abzulehnen wie Schreckreize (Wurfketten, Fisher Discs) oder Entzug von Nahrung oder Wasser. (ja… auch das gibt es…)

Auf was man achten muss:

Eine nachvollziehbare fundierte Ausbildung! Trainer, welche durch „Erfahrung“, gelegentliche Seminare oder Selbsterkenntnis Hunde trainieren, sind abzulehnen.

Erziehung über positive Verstärkung! Das Wissen über die Verhaltensweise und das Lernverhalten beim Hund ist ein absolutes MUSS!

Zeit ist ein wichtiger Faktor! Dein Trainer sollte sich für dich und deinen Hund Zeit nehmen, Fragen stellen und beantworten und Trainingsschritte erklären können.

Erklärende Worte wie Dominanz, Alpha oder Rudelführer, schnell, sicher oder 100%ige Besserung sind ein Ausschlusskriterium.

Wenn du diese wenigen Punkte, bei der Auswahl deines Trainers beachtest, bist du schon auf einem guten Weg.

Tierschutzqualifizierte Hundetrainer erfüllen diesen Standard.

Damit will ich aber keinesfalls sagen, dass nur diese Zertifizierung einen guten Hundetrainer ausmacht! Es gibt sehr viele, sehr gute Trainer, doch leider auch die anderen....

Seid aufmerksam und hört auf euer Bauchgefühl bei der Auswahl eures Hundetrainers.
Zum Wohle und zum Schutz für euren Liebling!